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Ratgeber

Hinter den Kulissen des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS): Eine der häufigsten, aber wenig bekannten Hormonstörungen bei Frauen

Dr. med. Roland Braneti

Dr. med. Roland Braneti

14. Juni 2024

lesezeit

5 min

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) oder auch PCO-Syndrom genannt, ist eine häufige hormonelle Störung, die Millionen von Frauen weltweit betrifft. Laut neusten Daten sind etwa 10 bis 13 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter davon betroffen. Von unregelmässigen Perioden bis hin zu Fruchtbarkeitsproblemen kann PCOS eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich bringen. Doch trotz seiner Verbreitung bleibt PCOS oft ein rätselhaftes und missverstandenes Gesundheitsproblem. Um die Fakten von den Mythen zu trennen und ein umfassenderes Verständnis für PCOS zu entwickeln, haben wir uns mit Dr. med. Roland Braneti, Leitender Arzt unseres Kinderwunschzentrums und gynäkologische Endokrinologie in der Frauenklinik, zusammengesetzt.

Dr. med. Roland Braneti, was ist eigentlich das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS)?

Bei einem PCOS kommt es zu einer veränderten Funktionsweise der Eierstöcke. Dies kann dazu führen, dass der weibliche Zyklus unregelmässig wird und dass zum Beispiel die Abstände zwischen den Menstruationen sehr lang werden. Es können auch Veränderungen wie Akne, verstärkte Behaarung oder Gewichtsprobleme auftreten. 

Warum tritt PCOS auf? Was sind die Ursachen von PCOS?

Es ist noch nicht eindeutig geklärt, wie PCOS entsteht. Die Eierstöcke produzieren neben weiblichen Hormonen auch – in geringerem Masse – männliche Hormone. Bei einem PCOS scheint die Balance zwischen diesen beiden Hormongruppen gestört zu sein, was zu unterschiedlichen Symptomen führen kann. Zudem ist in manchen Fällen auch die Funktionsweise des Hormons Insulin verändert, was bestimmte Stoffwechsel- und Gewichtsveränderungen hervorrufen kann. Man geht davon aus, dass es sich beim PCOS um eine angeborene Veränderung handelt. Diese kann im Laufe des Lebens jedoch unterschiedlich stark in Erscheinung treten. 

Was sind die häufigsten Symptome, die Frauen mit PCOS erleben, und wie können sie sich auf ihr Leben auswirken? 

Eines der häufigsten Symptome von PCOS ist ein unregelmässiger Menstruationszyklus. Die Abstände zwischen zwei Menstruationen sind meist verlängert, was dazu führt, dass die Monatsblutung einige Wochen oder sogar mehrere Monate nicht eintritt. Wenn ein Kinderwunsch besteht, kann der unregelmässige Zyklus einen Schwangerschaftseintritt verzögern. Weitere häufige Symptome sind Akne, Behaarung an unerwünschten Stellen (zum Beispiel im Gesicht) und manchmal Haarausfall. Diese werden durch die verstärkte Wirkung der männlichen Hormone verursacht und können kosmetisch sehr störend sein. Sollten Veränderungen der Insulinwirkung vorliegen, kann dies zu Gewichtsproblemen und langfristig zu einem erhöhten Risiko für Diabetes führen.

PCO-Syndrome zeigen von Fall zu Fall sehr unterschiedliche klinische Ausprägungen. Dies führt dazu, dass Frauen mit derselben Diagnose sehr unterschiedliche Symptome aufweisen können.  

Wie wird das PCOS diagnostiziert?

Prinzipiell gibt es drei Gruppen von Symptomen beziehungsweise klinischen Befunden. Wenn mindestens zwei davon vorhanden sind und sich die Veränderungen nicht anderweitig erklären lassen, liegt ein PCOS vor.

  1. Die erste Gruppe beinhaltet Veränderungen des Menstruationszyklus.
  2. Bei der zweiten zeigen sich bestimmte morphologische Veränderungen der Eierstöcke, die mittels Ultraschall festgestellt werden.
  3. Die dritte Gruppe beinhaltet alle Symptome, die auf die verstärkte Wirkung der männlichen Hormone zurückzuführen sind.

Auch wenn keine solchen Symptome vorliegen, kann es sein, dass sich in Blutuntersuchung erhöhte Werte von männlichen Hormonen zeigen. 

Welche medizinischen Behandlungsmöglichkeiten stehen Frauen mit PCOS zur Verfügung?

Bei Patientinnen mit Zyklusstörungen und unerfülltem Kinderwunsch können medikamentöse Behandlungen dazu beitragen, den Zyklus zu regulieren. Bei Bedarf kann es nötig sein, die Eizellreifung mittels Medikamenten zu unterstützen, um den Kinderwunsch realisieren zu können. Sollten Symptome im Vordergrund stehen, die auf die verstärkte Wirkung der männlichen Hormone zurückgehen, können unterschiedliche medikamentöse Therapien dazu beitragen, die Symptome zu bessern. 

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Porträt eines lächelnden Mannes mittleren Alters in weißem Kittel, neutraler Hintergrund.

Dr. med. Roland Braneti

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