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Ratgeber

Natürliche Hilfe bei Heuschnupfen

Dr. med. Teelke Beck

Dr. med. Teelke Beck

13. August 2024

lesezeit

6 min

Im Frühling und Sommer leidet eine Vielzahl von Menschen unter Heuschnupfen, einer allergischen Reaktion auf Pollen. In der Schweiz sind rund 20 Prozent der Bevölkerung von einer Pollenallergie betroffen. Während viele zu konventionellen Medikamenten greifen, suchen immer mehr Betroffene nach natürlichen und komplementären Therapiemöglichkeiten zur Linderung ihrer Symptome. In unserem heutigen Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf komplementärmedizinische Therapiemöglichkeiten gegen Heuschnupfen und sprechen mit Dr. med. Teelke Beck, Leitende Ärztin am Zentrum für integrative, komplementäre Medizin und TCM (ZIMT), über komplementäre Behandlungsansätze, die Linderung bringen können.

Dr. med. Teelke Beck, welche komplementärmedizinischen Ansätze empfehlen Sie zur Behandlung von Heuschnupfen?

Zur Behandlung von Heuschnupfen gibt es verschiedene Therapiemethoden. Die chinesische Medizin bietet Akupunktur und Kräutertherapie an. In der europäischen Medizin findet die Phytotherapie Anwendung. Auch die Homöopathie und die anthroposophische Medizin bieten Substanzen und Methoden zur Behandlung von Heuschnupfen an.

Eine beliebte Methode ist Akupunktur. Wie wirkt Akupunktur bei Heuschnupfen und was können Patientinnen und Patienten von dieser Behandlung erwarten?

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird das Abwehrsystem, auch Wei Qui genannt, dem Funktionskreis «Lunge» zugerechnet. Störungen der Abwehr sind damit Störungen im Lungenkreislauf und werden häufig durch äussere Faktoren wie Wind verursacht. Mithilfe der feinen Nadeln, die an spezielle Punkte gesetzt werden, kann das Gleichgewicht wiederhergestellt und der Energiefluss positiv beeinflusst werden. Während der Pollensaison ist die Therapie hauptsächlich symptomorientiert und bringt Erleichterung: Die Nase läuft weniger stark und der Juckreiz in den Augen nimmt ab. Zusätzlich kann im Winterhalbjahr, vor Beginn der eigentlichen Pollensaison, vorbeugend eine Akupunkturbehandlung erfolgen. Dadurch werden die Symptome im akuten Stadium reduziert oder sogar ganz zum Verschwinden gebracht.

Akupunkturmodell mit markierten Punkten vor unscharfem Patienten im Hintergrund.

Welche pflanzlichen Heilmittel sind besonders effektiv gegen Heuschnupfen und gibt es wissenschaftliche Belege für deren Wirksamkeit? Gibt es bestimmte Kräuter oder Nahrungsergänzungsmittel, die besonders wirksam sind?

Pestwurz, hier der Extrakt aus den Blättern, ist besonders gut wirksam gegen Heuschnupfen und hat seine Effektivität auch in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Im Gegensatz zu Medikamenten aus der konventionellen Medizin macht diese pflanzliche Variante nicht müde. Zusätzlich ist Euphrasia, Engelwurz, als Augentropfen sehr wirksam, und in der anthroposophischen Medizin wird eine Kombination aus Zitrone und Quitte empfohlen. In der Homöopathie kann beispielsweise Alium cepa (Haushaltszwiebel) die Augen- und Nasensymptome bei Heuschnupfen lindern.

Neben Akupunktur und pflanzlichen Heilmitteln spielen Ernährung und Lebensstil eine wichtige Rolle. Welche Ernährungsempfehlungen geben Sie Ihren Patientinnen und Patienten, um Entzündungen zu reduzieren und das Immunsystem zu unterstützen?

Es gibt keine spezielle Ernährung, die die Symptome von Heuschnupfen direkt reduziert. Dennoch kann eine angepasste Ernährung und ein gesunder Lebensstil Entzündungen reduzieren und das Immunsystem stärken. Empfehlenswert ist in der Zeit, wo der Heuschnupfen besonders stark ist, auf scharfes Essen und auch Alkohol zu verzichten. Unterstützend für das Immunsystem wirken auch Vitamine, insbesondere Vitamin C, und können in dieser Zeit vermehrt zugeführt werden. Darüber hinaus sind Omega-3-Fettsäuren sehr gut geeignet, um Entzündung zu verringern und sollten in ausreichender Menge zugeführt werden. Im Bereich der Mikronährstoffe wirken zum Beispiel Zink und Selen entzündungshemmend und können in der akuten Phase zusätzlich substituiert werden.

Um die Pollenkonzentration in der Hauptsaison zu Hause gering zu halten, empfiehlt sich Stosslüften, das Waschen der Hände nach dem Aufenthalt im Freien und ebenfalls das Wechseln der Kleidung.

Wie ergänzen sich diese komplementärmedizinischen Interventionen mit konventionellen Therapien?

In der konventionellen Medizin hat die Hyposensibilisierung einen grossen Stellenwert bei der Behandlung von Heuschnupfen. Darüber hinaus können Medikamente eingesetzt werden, die das Histamin reduzieren, weil das für die Symptome verantwortlich ist. Leider verursachen diese Medikamente häufig Nebenwirkungen, insbesondere erhebliche Müdigkeit, die für Patientinnen und Patienten sehr störend ist. Die komplementärmedizinischen Massnahmen können die konventionelle Medizin sehr gut ergänzen. Die Akupunktur ist in der vorbeugenden Situation sogar in der Lage – ähnlich wie eine Hyposensibilisierung – die Intensität des Heuschnupfens und die Dauer der Heuschnupfenzeit zu reduzieren.

Frau im weißen Arztkittel lächelt vor unscharfem Naturhintergrund.

Wir danken Dr. med. Teelke Beck für die wertvollen Einblicke in die Möglichkeiten der integrativen und komplementären Medizin bei Heuschnupfen. Es ist ermutigend zu wissen, dass es zahlreiche komplementäre Ansätze gibt, die Betroffenen helfen können, ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Wir hoffen, dass diese Informationen Ihnen neue Perspektiven und Wege aufzeigen, wie Sie Ihre Allergiebeschwerden auf natürliche Weise lindern können. Bleiben Sie gesund.

Portraitfoto

Dr. med. Teelke Beck

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